75 Jahre Haus St. Josef in Büchlberg
Jubiläumsgottesdienst mit Altbischof Dr. Franz Xaver Eder und anschließendem Festakt
Das Haus St. Josef in Büchlberg, eine Einrichtung der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Altötting, feierte am vergangenen Samstag, den 23.10.2004, zusammen mit Altbischof Dr. Franz Xaver Eder und namhaften Festgästen sein 75jähriges Bestehen. Im Rahmen des Festaktes wurde die langjährige Heimleitung Sr. Christine Stehböck verabschiedet und Sr. Manuela Kollmannsberger und Paul Kascha als neue Einrichtungsleitung durch die Provinzoberin eingesetzt.
Die Feier begann in der Kapelle des Hauses St. Josef mit einem festlichen Jubiläumsgottesdienst. In seiner Festpredigt würdigte Altbischof Dr. Franz Xaver Eder das segensreiche Wirken der Einrichtung für die betreuten Kinder und Jugendlichen und für die ganze Region. Das Ziel, die christlich geprägte Erziehung der jungen Menschen auch in der heutigen Zeit immer fest im Auge zu behalten, legte er dabei eindringlich allen Verantwortlichen ans Herz, denn jeder Mensch sei von Gott angesehen, von ihm anerkannt und ernst genommen. Umrahmt wurde der Festgottesdienst durch die Ulrichsbläser und von jungen Sängerinnen und Sängern der Familienwohngruppe Raphael.
Im Anschluss an den Festgottesdienst fand im Saal des Hauses St. Josef die Festveranstaltung statt. Eingeleitet von den Ulrichsbläsern begrüßte Bernhard Haimböck wie es dem Geist eines christlichen Hauses gebührt zuerst Altbischof Eder und die weiteren Konzelebranten Msgr. Wilhelm, Msgr. Kinateder, Prälat Unterhitzenberger, den Ortspfarrer von Büchlberg Herrn Böck, und Pater Tangen. Neben vielen weiteren namhaften Festgästen wurden namentlich das Mitglied des Landtages Jürgen Dupper, sowie die Grußwortredner Gerhard Bernkopf als Stellvertreter des Landrats, Norbert Marold, 1. Bürgermeister der Gemeinde Büchlberg, Marianne Lang, 1. Vorsitzende des Freundeskreises Haus St. Josef sowie die Provinzoberin der Schwestern vom Heiligen Kreuz aus Altötting Sr. Blanca Zarembowicz auf das herzlichste begrüßt.
Sr. Blanca dankte zu Beginn Ihres Vortrages in erster Linie dem lieben Gott, der seine schüt-zende Hand während der vergangenen 75 Jahre über das Haus St. Josef und über all seine Bewohner gehalten hat. So blieben die Einrichtung und die darin lebenden Menschen bis heute von schweren Unfällen bewahrt. In Ihrem Kurzreferat „Kinderheim Büchlberg im Wandel der Zeit“ beschrieb Sr. Blanca rückblickend das Wirken der Schwestern vom Heiligen Kreuz während der vergangenen 75 Jahre ebenso eindrucksvoll, wie Sie auch einen kurzen Blick in die Zukunft wagte. Während die ersten Schwestern vom Orden bereits 1924 in das damalige Anwesen am Rande von Büchlberg einzogen, begann der eigentliche Betrieb des Kinderhei-mes genau am 19.Okt. 1929 mit der Versetzung der ersten Kinderschwester ins damals so genannte „Josefsheim“ nach Büchlberg. Die dunklen Ereignisse des zweiten Weltkrieges mit der Ausquartierung der damaligen Heimkinder und ihrer betreuenden Schwestern und die Nutzung der Einrichtung als Landverschickungsheim wurden ebenso erwähnt, wie am Ende des zweiten Weltkrieges die Aufnahme vieler Waisenkinder, die über die Kriegswirren hin-weg ihre Eltern verloren hatten. Der wachsenden Anzahl von betreuten Kindern kam der Or-den durch entsprechende bauliche Erweiterungen ebenso verlässlich nach, wie der Anpassung pädagogischer Konzepte an die steigenden fachlichen Anforderungen im Laufe der Zeit durch entsprechende personelle Aufstockung unter gleichzeitiger Wahrung und Vermittlung christ-licher Werte. Mitte der 90er Jahre begann für das Haus St. Josef der wirtschaftlich sehr schwierige Umbruch. Von über 100 stationären Plätzen vollzog sich in den letzten 7 Jahren der Wandel hin zu einer Komplexeinrichtung mit heute 31 vollstationären Plätzen, 24 teilstationären Plätzen im Zusammenhang mit den Klassen der Schule für Erziehungshilfe und mit den Angeboten der ambulanten sozialpädagogischen Familienhilfen. Erstmals nach dieser langen Zeit wird wieder ein ausgeglichenes Quartalsergebnis erreicht das Mut und Hoffnung für die Zukunft aufkommen läst. Mit den heute angebotenen stationären und teilstationären Angeboten hat das Haus St. Josef eine Größe erreicht, die als Minimum anzusehen ist. Mit Sorge weist Sr. Blanca auf die Entwicklungen in den nahen Landkreisen hin, durch die Eröff-nung von „Kleinstheimen“ dem Haus St. Josef doch noch die wirtschaftliche Basis zu entzie-hen.
Der stellvertretende Landrat Bernkopf überbrachte die Grüße und den Dank des Landkreises Passau an die Schwestern vom Heiligen Kreuz und an die Einrichtung und betonte in seinem Grußwort die verlässliche Partnerschaft zwischen dem Kreisjugendamt Passau und dem Jugendamt der Stadt Passau. Unterstrichen wurde diese Aussage durch die gleichzeitige Anwesenheit der beiden Leiter Franz Prügl und Johann Fürst unter den Festgästen.
1. Bürgermeister Norbert Marold überbrachte nicht nur die Grüße und den Dank der Gemein-de Büchlberg, sondern gleichzeitig noch eine Spende der Firma e-on über 500 Euro für die Neugestaltung des Freizeitgeländes, die Sr. Christine als letzte „Amtshandlung“ freudig in Empfang nehmen durfte.
Mit Zitaten aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery, unterstrich Marianne Lang in ihrem Grußwort die Bedeutung von Freundschaft und überbrachte die Glück-wünsche und den Dank des Freundeskreises an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses St. Josef.
Darbietungen der Kinder und Jugendlichen lockerten die Stimmung auf. Die Familiengruppe trug das Lied: „Lieder, die wie Brücken sind …“ ebenso gekonnt vor, wie im Anschluss zwei ältere Jugendliche mit Christine Wagner den anwesenden Festgästen einen kurzen Einblick in Sachen „Jugendsprache“ gewährten.
Unterbrochen wurden die Einlagen der Kinder durch die Dankes- und Abschiedsrede von der langjährigen Heimleitung Sr. Christine. Nach über 40jährigem Wirken, davon die letzten 17 Jahre als Heimleitung ging nunmehr auch offiziell eine beeindruckende und segensreiche Ära zu Ende. Sr. Christine dankte in ihrer Ansprache ihren Mitschwestern ebenso, wie den zahlreichen und langjährigen Weggefährtinnen und Gefährten. Diese auf Gegenseitigkeit beru-hende Verbundenheit fand ihren Ausdruck in den zahlreich der Einladung gefolgten Festgästen u.a. dem Direktor der Deutschen Bundesbank Johannes Urban, der als „Ferienkind“ die Fürsorge und liebevolle Betreuung der Schwestern von damals bis heute in guter Erinnerung behielt, von der Sparkasse Passau kamen Petra Wandl-Rabenbauer, Konrad Schreder und Fi-lialleiter in Büchlberg Christian Geier und von der Raiffeisenbank Büchlberg waren anwesend der Filialleiter Ernst Schuster und Anita Schmidt. Auch die Schulen waren namhaft vertreten durch die Rektoren Sebastian Hagl und Hans Schiller. Sr. Christine vergaß in Ihrer Rede auch nicht die langjährige Unterstützung durch die Richter und Staatsanwälte zu würdigen. Zum Abschluss übergab Sr. Christine den „goldenen Generalschlüssel“ zurück an die Provinzoberin, die sich mit einem Blumenstrauß bei Sr. Christine für ihren unermüdlichen Einsatz bedankte. Sr. Christine wird nach einer kurzen Zeit der Erholung Büchlberg verlassen und eine neue Aufgabe im Orden übernehmen. Im unmittelbaren Anschluss übergab Sr. Blanca den „Generalschlüssel“ an die neue Leitung des Hauses. Sr. Manuela Kollmannsberger wird zukünftig als Verwaltungsleitung gemeinsam mit dem fachlichen Leiter Paul Kascha das Haus St. Josef leiten und so Gott will in eine gute Zukunft führen.
Anschließend ging es mit den Einlagen der Kinder weiter. Das Theaterstück „Kinderträume“ getextet und inszeniert vom Sonderschulpädagogen und stellvertretendem Schulleiter des För-derzentrums Hauzenberg Josef Wenzel brachte erheiternde Eindrücke in den Rollenkonflikt von Schülerinnen und Schülern, wenn diese zwischen gewünschtem angepassten Verhalten und „Lausbuben-Attacken“ hin und her gerissen werden. Die Einlagen der Kinder endeten mit dem ebenfalls von Josef Wenzel auf das Jubiläum umgetexteten „Geburtstagsboogie“, ebenfalls vorgetragen durch die Schüler der Klassen für Erziehungshilfe. Spätestens da kannte die Begeisterung unter den anwesenden Festgästen keine Zurückhaltung mehr.
Paul Kascha lud abschließend alle Festgäste zu Kaffee und Kuchen ein und bedankte sich bei Sr. Blanca für das in ihn und Sr. Manuela gesetzte Vertrauen. Mit einem weiteren Instrumentalstück beendeten die Ulrichsbläser virtuos den Festakt.