Pressekonferenz 19.09.2006
Können wieder zuversichtlicher an die Arbeit im Haus St. Josef gehen, (v.l.) Geschäftsführer Bernhard Haimböck, Verwaltungsleiterin Sr. Manuela Kollmannsberger und pädagogischer Leiter Paul Kascha.
Eine den geänderten Bedürfnissen angepasste Jugendhilfepolitik nach dem Motto – ambulant vor stationär – aber auch die vermehrte Unterbringung gerade jüngerer Kinder in Pflegefamilien, hat für unsere Einrichtung seit Mitte der 90er Jahre einen kontinuierlichen Abbau stationärer Heimplätze von 120 auf 39 Plätze zur Folge gehabt. Im Ringen um den Erhalt der Einrichtung und damit auch um den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze für die Region entstanden in den vergangenen Jahren zwar neue Angebote, wie die Errichtung von Tagesgruppen in Verbindung mit den Klassen der Schule für Erziehung oder der Ausbau der ambulanten Familienhilfen. Diese konnten jedoch den mit dem Rückgang der Heimplätze verbundenen Einnahmenrückgang bei weitem nicht kompensieren.
Eigene Schwächen in der rechtzeitigen Anpassung der Kosten an die niedrigeren Einnahmen sorgten in den vergangenen Jahren für hohe jährliche Verluste, die dann vor ca. 3 Jahren auch den Orden in echte Bedrängnis brachten. Das Provinz- und Missionshaus Heilig Kreuz hat aus der Verantwortung handelnd sich wirtschaftliche Hilfe und Kompetenz von „Außen“ geholt. Seitdem geht es mit der Einrichtung wirtschaftlich wieder stetig bergauf. Wenn auch der Orden heute noch die Einrichtung finanziell unterstützt, so werden diese zusätzlichen Finanzmittel nahezu ausschließlich für die Sanierung der bestehenden Gebäude und Einrichtungsgegenstände verwendet und nicht mehr für die laufenden Betriebskosten ausgegeben.
Gedanken zur Sozial- und Gesellschaftspolitik:
Armut als Folge langjähriger Arbeitslosigkeit und die sich daraus ergebenden familiären Beziehungsstörungen, häusliche Gewalt, körperliche und seelische Vernachlässigung oder Misshandlung aber auch grenzenlose inkonsequente Erziehung in Folge eigener Überforderung bei der Erziehung der eigenen Kinder sind häufig Ursache für eine vollstationäre Heimunterbringung. Dabei steigt das Aufnahmealter für eine stationäre Heimunterbringung kontinuierlich an. Waren es während und kurz nach dem Krieg vorwiegend Waisenkinder, in den 50er und 60er Jahren überwiegend Kleinkinder, so liegt das heutige Aufnahmealter im Regelfall zwischen 12 und 15 Jahren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich in dieser Entwicklungsphase oftmals erhebliche Störungsbilder im Verhalten der Jugendlichen verfestigt haben. Uns wäre eine stationäre Aufnahme zu einem früheren Zeitraum oft lieber, haben wir doch mit zum Teil erheblichen Widerständen bei der Verhaltenskorrektur gerade älterer Jugendlicher sehr zu „kämpfen“.
Leider ist die stationäre Aufnahme von den Kosten betrachtet, die teuerste und aufwendigste Form einer Hilfe zur Erziehung. In Anbetracht der angespannten öffentlichen Haushaltslage ist es daher nachvollziehbar, dass Kostengesichtspunkte bei der Auswahl geeigneter Erziehungshilfen seitens der staatl. Jugendhilfeträger eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Spenden und ähnliche Zuwendungen:
Die Erneuerung des Spiel- und Freizeitbereichs rund um unsere Einrichtung, die durch die großartige Leistung von Mitarbeitern außerhalb der Dienstzeit, Mitgliedern des Freundeskreises Haus St. Josef und durch die vielen großzügigen Spenderinnen und Spendern zur Freude unserer Kinder verwirklicht werden konnte, war zweifelsohne das Ereignis für unsere Einrichtung im vergangenen Jahr. Wer uns heute tagsüber besucht, wird beobachten, dass die ausgesuchten Spielgeräte gerne benützt werden.
Insgesamt erhielten wir im Jahr 2005 50.425,52 Euro an Spenden und ähnlichen Zuwendungen, wovon ca. 28.000 Euro für die Erneuerung des Spiel- und Freizeitbereichs und ca 5.500 Euro für unsere Reittherapie verwendet wurden. 6.500 Euro wurden für die Anschaffung neuer Möbel für die neu geschaffene reine Mädchenwohngruppe ausgegeben und 1.000 Euro kosteten neue „mitwachsende“ Schreibtische für die Tagesgruppen. Mit den restlichen 9.400 Euro unterstützten wir die Gruppen bei Ferienmaßnahmen und finanzierten zusätzliche psychotherapeutische Angebote für unsere Kinder- und Jugendlichen, die über die vereinbarten Tagessätze nicht finanziert werden konnten. Wir möchten uns auf diesem Wege bei allen Spenderinnen und Spendern, bei Frau Marianne Lang für Ihren unermüdlichen Einsatz als Vorsitzende des Freundeskreises, allen Mitgliedern, Vorständen und dem Kuratorium für die materielle und sehr wichtige ideelle Unterstützung sowie bei den Richtern und Staatsanwälten für die Zuteilung von Bußgeldern herzlich bedanken.
Das Provinz- und Missionshaus Heilig Kreuz hat mit einem Betriebskostenzuschuss in Höhe von 100.000 Euro die segensreiche Arbeit zum Wohl der uns anvertrauten Kinder- und Jugendlichen im Jahr 2005 großzügig unterstützt.
Zahlen aus der Einrichtung:
Genau 60 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2005 vollstationär, teilstationär oder ambulant neu aufgenommen.
Im Durchschnitt wurden von uns betreut:
Vollstationär: 32 Kinder- und Jugendliche in den Wohngruppen
6 Jugendliche in extern angemieteten Wohnungen
Teilstationär: 22 Kinder in den Tagesgruppen
Ambulant: 39 Familien durch Sozialpädagogische Familienhilfe und
30 Jugendliche im Rahmen einer Erziehungsbeistandschaft
Die vorhandenen 46 Stellen teilten sich 81 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 9 Ordensschwestern.
Bei der Beschaffung von Waren und im Rahmen von handwerklichen Leistungen wurden Aufträge nahezu ausschließlich an regionale Unternehmen vergeben. Alleine an Betriebe in der Gemeinde Büchlberg gingen 90.000 Euro unberücksichtig natürlich die Kaufkraft unserer hier ansässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
12 Kinder und Jugendliche besuchen die Volksschule in Büchlberg und tragen damit auch zum Erhalt der Schule in Büchlberg bei.
Die gesamten Erlöse belaufen sich auf: 2,637 Mio. Euro
Die gesamten Aufwendungen belaufen sich auf: 2,665 Mio. Euro
davon Personalaufwand 2,104 Mio. Euro entspricht ca. 79 % aller Aufwendungen
Jahresfehlbetrag: 28.463,02 Euro
Kurzer Blick in die Zukunft:
Für das Jahr 2006 erwarten wir erstmalig seit 9 Jahren wieder ein positives Betriebsergebnis. Allerdings ist der zwischenzeitlich aufgelaufene Sanierungsaufwand erheblich. Die Sanierung unserer heilpädagogischen Wohngruppe, dabei wurde der Sanitärbereich ausgeklammert, kostete uns ohne Berücksichtung unserer Eigenleistungen bis jetzt rund 85.000 Euro. Einer unserer Busse zum Transport unserer Kinder ist jetzt 10 Jahre alt und zunehmend reparaturbedürftig. Die Sicherheitsausstattung entspricht nicht mehr den heutigen neuen Fahrzeugen. Hier wollen wir auf alle Fälle in absehbarer Zeit für Abhilfe sorgen. Wir hoffen auch noch auf eingehende Spenden zum Jahresende hin.
Die Energiekosten sind trotz Schließung unseres Schwimmbades aufgrund gestiegener Preise um ein Drittel auf knapp 69.000 Euro gestiegen. Die Erneuerung unserer alten Alu- und Holzfenster wird konsequent fortgesetzt. Zusätzlich müssen wir im kommenden Jahr durch verstärkte Wärmedämmung der Außenfassaden unbedingt einen weiteren Anstieg der Energiekosten verhindern.
Vielleicht gewinnen wir ja bei der Aktion Mensch einmal den Hauptpreis und können vieles von den notwendigen Aufwendungen damit finanzieren! Ansonsten vertrauen wir auf die Hilfe Gottes und werden den erfolgreichen Weg der letzten drei Jahre unbeirrt fortsetzen.
Büchlberg, 19.09.2006
Bernhard Haimböck