Besuch Staatssekretär Markus Sackmann
St. Josef will mehr Geld für Hausunterricht
Kultusministerium genehmigt nur zwölf Lehrerstunden für eine geschlossene Gruppe − Staatssekretär zu Besuch
Von Karin Mertl
Das Haus St. Josef lässt nicht locker: Die Jugendhilfe-Einrichtung möchte für ihre beiden geschlossenen Wohngruppen zwei hauptamtliche Lehrer. Bisher finanziert das bayerische Kultusministerium nur zwölf Wochenstunden pro Gruppe. Bei einem Besuch von Markus Sackmann, Staatssekretär im Sozialministerium, hatten die Führungskräfte jetzt die Chance, ihr Anliegen zu schildern und um Unterstützung zu bitten.
Geschäftsführer Bernhard Haimböck und Heimleiter Thomas Brecht war freilich bewusst, dass es bei dem Ortstermin keine Versprechen oder gar Zusagen geben konnte. Schließlich − und das betonte Sackmann gleich zu Beginn − könne er als Staatssekretär aus dem Sozial-Ressort den Kollegen aus dem Bildungsressort nicht einfach hineinregieren. Aber einen Fürsprecher zu gewinnen − das erhofften sich die Vertreter von St. Josef allemal. Und es scheint ihnen gelungen zu sein. Der Politiker zeigte sich berührt von der Vergangenheit der Jugendlichen, die von Gewalt, Diebstählen oder Prostitution geprägt ist, und beeindruckt von der Arbeit des Personals. Er signalisierte seine Unterstützung und machte deutlich, dass er die Angelegenheit nicht auf die lange Bank schieben will. So bat er Stimmkreis-Abgeordneten Konrad Kobler, einen Termin in München mit Vertretern der betroffenen Ministerien zu arrangieren. Der Bedarf an zusätzlichen Stunden sei auf jeden Fall vorhanden.
Wo drückt St. Josef der Schuh? Das Haus hatte vor zwei Jahren die erste geschlossene Wohngruppe in Niederbayern eingerichtet, inzwischen sind es zwei. Die Verantwortlichen hatten sich dazu entschlossen, nachdem immer wieder Kinder weggelaufen und keine Plätze in den bestehenden geschlossenen Einrichtungen zu bekommen waren. Es gibt insgesamt drei davon in Bayern, bezeichnet als Clearingstellen. Die nächstgelegene befindet sich in Regensburg. „Als staatlich anerkanntes Projekt gibt es dort für acht Jugendliche drei volle Lehrerstellen“, informierte Haimböck. In St. Josef dagegen bezahlt das Kultusministerium für acht Jugendliche nur zwölf Stunden Hausunterricht pro Woche, weil es zwar die Erlaubnis zum Betrieb einer geschlossenen Clearingwohngruppe hat, diese aber nicht Teil des Drei-Standorte-Modell-Projektes ist.
Die Jugendlichen in den geschlossenen Wohngruppen in Büchlberg werden trotzdem länger als zwölf Stunden von einer Lehrerin und einem pensionierten Kollegen unterrichtet, schließlich sollen die Kinder ja irgendwann wieder an Regelschulen zurückkehren können. „Die Mehrkosten übernehmen die Jugendämter“, informierte Haimböck. Eine unbefriedigende Situation, weil nicht nur die Jugendhilfe-Etats mit „Fremdkosten“ belastet werden, sondern die Unterrichtsstunden personell auch schwer zu besetzen seien. Deshalb die Bitte der Führungsspitze: eine hauptamtliche Lehrkraft pro Gruppe, die dem Förderzentrum Hauzenberg angegliedert sein soll.
Bernhard Haimböck und Thomas Brecht haben in den vergangenen zwei Jahren in dieser Sache schon mehrere Vorstöße in München und Landshut unternommen und Politiker eingeschaltet. Bisher haben sie aber bei den Entscheidungsträgern keine offene Tür gefunden.
Bildunterschrift:
Lagebesprechung im Klassenzimmer der geschlossenen Wohngruppe „Don Bosco“: Staatssekretär Markus Sackmann (v.l.), Rupert Hösl, stellvertretender Leiter des Kreisjugendamtes, MdL Walter Taubeneder, der Büchlberger Bürgermeister Norbert Marold, St. Josef-Geschäftsführer Bernhard Haimböck, MdL Konrad Kobler, Lehrerin Maria Waldmann und Heimleiter Thomas Brecht. Foto: Jäger