Haus St. Josef Zufluchtsstätte für afghanische Flüchtlingskinder – erfolgreiches Integrationsprojekt
Die heilpädagogische Einrichtung Haus St. Josef ist derzeit auch Zufluchtsstätte für unbegleitete Flüchtlinge im jugendlichen Alter. In einem Projekt bemüht sich das Haus um eine weitest gehende Integration dieser jungen Menschen. Projektleiterin ist Julia Kapfhammer (26), eine Pädagogin im Gruppendienst.
Text und Bild von Josef Heisl„Sie sind auf unterschiedlichste Weise nach Deutschlang gekommen“, erläutert Heimleiter Thomas Brecht. Die meisten erreichen Deutschland nach einer langen abenteuerlichen Flucht mit einem Lkw oder mit der Eisenbahn. Andere wiederum werden auf den tausenden von Kilometer durch mehrere Länder von Eltern oder Verwandten getrennt. An der Grenze oder im Inland werden sie dann von der Polizei aufgegriffen und landen in einer Jugendeinrichtung. „Deutsch kann keiner, manchmal aber ein paar Brocken Englisch“, meint Brecht. Das mache aber den Einstieg ganz besonders schwierig, ergänzt Julia Kapfhammer. „Wir kommunizieren anfangs nur non verbal, das heißt mit Gestik und Mimik“, erzählt sie weiter. Nach einem Sprachkurs in der Volkshochschule geht es zum Probeunterricht in die Hauptschule Hutthurm-Büchlberg. „Die Jugendlichen werden so vorbereitet, dass sie, wenn sie als Flüchtlinge anerkannt sind, auch beruflich Fuß fassen können“, nennt Kapfhammer die folgenden Stationen.
Ein großes Problem sei der Unterschied in Religion und Kultur, gibt Thomas Brecht zu bedenken. Die Integration erfolge herzlich aber es müsse manchmal auch zwanghafter Druck ausgeübt werden. „Wir nehmen Rücksicht auf die religiösen Besonderheiten wie Ramadan, das Beten gen Mekka oder auch das Essen ohne Schweinefleisch“, berichtet der Heimleiter weiter, wir verlangen aber auch Respekt für unsere Kultur, der sich die Jugendlichen anpassen müssen. Und einer hat das besonders gut geschafft. Payam A. ist seit August 2011 in der Einrichtung und spricht schon sehr gut Deutsch.
Bei einem abendlichen „Kennenlern- und Integrationsfest“ begrüßte Payam die deutschen Bewohner bereits in deutscher Sprache. „Wir veranstalten diese Feste zum kulturellen Austausch“ erklärt Julia Kapfhammer. Zusammen mit dem Dolmetscher Naim Sahebdel habe man Originalkleidung aus Afghanistan, Bild- und Anschauungsmaterial, Zeitungen und Bücher zusammengetragen, die in einer kleinen Ausstellung gezeigt werden. Dafür haben die Jugendlichen viel Freizeit aufgewendet. In einem „Beduinenzelt“ werden afghanische Märchen vorgelesen. Die Kinder und Jugendlichen konnten auch an einem Quiz mit Fragen über Afghanistan und die Unterschiede unserer beiden Kulturen teilnehmen.
Natürlich bereiteten die Afghanen auch Speisen aus ihrer Heimat zu, das machen sie übrigens auch oft an den Wochenenden. So gab es afghanische Spaghetti mit Kartoffeln und Tomaten, Haft Mewa, eine recht süße Früchtebowle und Sambosay Shirin, das sind mit Walnuss- und Rosinenpaste gefüllte Teigtaschen. Die Essensausgabe übernahmen die Afghanen, die es sichtlich genossen, wie es den deutschen Heimbewohnern schmeckte.
„Wir sind ein offenes Haus“, stellte der Heimleiter angesichts dieser gelungenen Integration fest. Es sei ein Geben und ein Nehmen. Die Afghanen, die meist aus ländlichen Regionen kommen, würden dem Hauspersonal so gegenüber treten, wie sie selbst behandelt werden. Oft seien die Kinder und Jugendlichen traumatisiert. „Manche haben auch bereits Kontakte zu den Angehörigen, die sich noch in Afghanistan oder sonst wo auf der Flucht befinden“, so Brecht weiter. Zunächst seien Familienzusammenführungen nicht möglich. Der Heimleiter lobt ganz besonders die enge Zusammenarbeit mit dem Stadt- und dem Kreisjugendamt Passau.
Er stellt aber auch das Engagement von Julia Kapfhammer heraus, die weit über die Arbeitszeit hinaus ein besonderes Engagement zeige. Auf die Frage, wie die deutschen Jugendlichen mit der Situation klar kommen, meint Julia Kapfhammer: „die sind sehr aufgeschlossen, es gibt keine Vorurteile“! Und das, obwohl auch diese Kinder aus schwierigen Verhältnissen kommen, oder selbst auch schwierig zu händeln sind.