Jugendprojekt zwischen Webasto und Haus St. Josef

Keine Schau sondern ehrliche Zusammenarbeit – Gemeinsames Jugendprojekt schafft ein sichtbares Werk – Webasto-Edscha Cabrio bringt seine Azubis mit Jugendlichen aus der Jugendhilfeeinrichtung zusammen
Von Josef Heisl
Büchlberg: Ein wohl weit und breit einmaliges Kooperationsprojekt nahm die Geschäftsleitung des Autozulieferers Webasto-Edscha Cabrio aus Hengersberg mit ihren Azubis und die Leitung der Heilpädagogischen Einrichtung Haus St. Josef in Büchlberg mit den Jugendlichen der geschlossenen Abteilung in Angriff. Nach einer Woche gemeinsamer Arbeit wurde ein sichtbares Werk geschaffen. „Aber noch viel wichtiger war der sozialpädagogische Aspekt, und zwar für beide Seiten“, stellte Bernhard Haimböck, Geschäftsführer der Jugendeinrichtung fest.
Doch das war genau der Hintergedanke, die Lehrlinge sollen sehr frühzeitig soziale Verantwortung lernen. „Wir sensibilisieren sie und binden sie ein“, meint Wapelhorst, also „learning by doing“. Aufgabenstellung war, am Sportplatz der Einrichtung Sitzgelegenheiten zu bauen, die Anlage gärtnerisch zu gestalten und einen Kiosk zu errichten. Das Projekt sollten die Azubis selbständig managen, also planen und umsetzen. Dazu erstellten sie zusammen mit Ausbildungsleiter Anton Schild zunächst ein Gestaltungskonzept für eine Arbeitswoche in Büchlberg, fanden mit der Schreinerei Endl in Winzer einen Betrieb, in dem sie eine Woche lang die Hütte vorkonstruieren konnten und dann wurde auch ein Kostenplan erstellt. „Rund 8000 Euro sind alleine für Material und Verpflegung zusammen gekommen“, erklärt Anton Schild, dazu kamen spezielle Schulungen im Projektmanagement, in Arbeitssicherheit und in der Handhabung der Maschinen und Werkzeuge.
Natürlich geht so etwas nur, wenn die Geschäftsleitung mitmacht. Geschäftsführer Axel Schulmeyer erläutert auch gleich seine Philosophie. „Wir sponsern keine Dressen, wir machen keine Eintagsaktionen, unsere Projekte sollen nachhaltig wirken“, erklärte der Chef. Deshalb bleibe man am Haus St. Josef dran, veranstalte im September ein gemeinsames Fußballspiel und setze langfristig auf eine Kooperation mit immer neuen Aktionen. „Das kommt unseren Azubis, aber auch den Heimbewohnern zugute“, so Axel Schulmeyer. Geplant sind auch Ausbildungspatenschaften, sogenannte Schnupperpraktika.
Am Montag rückte dann das Webasto-Edscha Team an, 13 Azubis, darunter vier junge Damen und mit dabei der Ausbildungsleiter und Michaele Wapelhorst. „Geschlafen haben wir die ganze Woche auf Luftmatratzen in der Turnhalle“, erzählt Azubi Johannes (17). Versorgt haben sich die Gäste aus Hengersberg selbst, sie konnten dabei die moderne Küche in der Turnhalle benutzen „Nach dem ersten Tag hatten wir schon einen ganz anderen Eindruck, als vermutet“, so Johannes weiter. Die jungen Leute aus der „Geschlossenen“ arbeiteten fleißig mit. Ein weiterer Effekt sei gewesen, dass auch die Azubis einmal mehrere Tage zusammen waren, das habe ganz positive Auswirkungen gehabt. „Und jetzt sind wir stolz auf das, was wir geschaffen haben“, meinte Johannes zum Schluss.
Das sah auch Alex (16) aus dem Haus St. Josef so. „Am Anfang war das schon spannend, was da auf uns zukommt“, meinte Alex, doch dann sei alles super gewesen. Alex gab aber auch zu, „die anderen waren schon geschickter“, damit meinte er die Azubis, die durchwegs etwas älter und auch schon gut ausgebildet waren. Danny (15) aus der „Geschlossenen“ meinte recht ehrlich: „Meine Arbeit ist das nicht, aber es hat schon Spaß gemacht“. Heimleiter Thomas Brecht erklärte, warum nur Jugendliche aus der geschlossenen Abteilung mitmachten. „Die anderen sind alle in Österreich auf einer Sommerfreizeit, und die aus der Geschlossenen durften da nicht mit“.
Nach einer Woche meinten die Webasto-Azubis einhellig, wir sind als Team zusammengewachsen. Die Marketingchefin sah aber auch einen Reifeprozess bei allen beteiligten jungen Leuten. Die Kompetenz für Projektmanagement und Präsentation ist gewachsen, aber auch die Kollegen im Werk mit seinen 600 Mitarbeitern standen dahinter. „Der soziale Gedanke wird dadurch in alle Fachbereiche der Firma gestreut“, so Wapelhorst. „Diese Aktion ist ohne jeden Zwischenfall abgelaufen“, lobt Ausbildungsleiter Anton Schild, was sicher auch auf die sehr intensive Vorbereitung auf beiden Seiten zurückzuführen sei.
„Da hat sich was Schönes entwickelt“, bilanziert Geschäftsführer Bernhard Haimböck von der Heilpädagogischen Einrichtung. Das sei keine Schau, das sei ehrliche Zusammenarbeit. Pädagogik sei oft nicht greifbar, hier habe man einen sichtbaren Erfolg. Die Jugendlichen seines Hauses haben von den anderen Jugendlichen gelernt, Regeln zu beachten. Pausen seien nicht gemacht worden wann jemand dazu Lust hatte, sondern nur immer gemeinsam. „Jetzt hatten unsere Jugendlichen einmal starke Partner an ihrer Seite, sonst haben sie ja nur die schwachen Partner oder Erwachsene, an denen sie sich orientieren“, erklärte ein zufriedener Bernhard Haimböck. Auch das abendliche Grillen am letzten Tag zusammen mit den Verantwortlichen aus beiden Bereichen hatten die Azubis vorbereitet. Am Grill stand das Team Matthias und Andreas, der eine aus Büchlberg und der andere aus Hengersberg.