Afghanischer Asylbewerber unterstützt als Bufdi das Haus St. Josef – Wais Rezai für ein Jahr in der Jugendhilfeeinrichtung – Hobbyfußballer beim TSV Nottau

Der Afghane Wais Rezai ist ein Musterbeispiel an gelungener Integration, zu der er selbst einen sehr großen Teil beigetragen hat. Mit 12 Jahren flüchtete er zusammen mit seinen Eltern und zwei Brüdern aus Kabul, fand zuletzt Aufnahme in der Asylunterkunft Kellberg, wo er zusammen mit der Familie lebt. Der heute Achtzehnjährige machte inzwischen an der Mittelschule in Hauzenberg die mittlere Reife, spricht gut Deutsch, dazu noch seine Muttersprache und Englisch. Seit 1. September 2016 ist er als Bufdi in der heilpädagogischen Einrichtung Haus St. Josef tätig.
Über die Umstände der Flucht und den Weg, den er genommen hat, schweigt Wais Rezai, nur dass er acht Monate unterwegs war, gibt er preis. Das ist auch irgendwie verständlich, bei der zuständigen Behörde angeben, aber nicht in die Öffentlichkeit tragen, ist seine Devise. In Afghanistan leben kaum mehr Verwandte, lediglich die Eltern seiner Mutter, zu denen er Kontakt habe, berichtet er doch noch. „Die möchte ich später immer wieder einmal besuchen“, erklärt er etwas besorgt. Er habe ja noch den afghanischen Pass. Ziel sei für ihn natürlich der deutsche Reisepass.
„Ich bin sehr froh, den Wais zu haben“, betont Hausleitere Thomas Brecht ohne Einschränkungen beim gemeinsamen Gespräch. Ein erster Kontakt seien Dolmetscherhilfen des Afghanen gewesen. In einer anderen Einrichtung habe er ihn kennen gelernt. Dort habe es Randale gegeben. In dieser schwierigen Situation habe der junge Mann sehr gut übersetzt. Als Resultat habe Brecht ihm angeboten, wenn er Unterstützung brauche, könne er sich an ihn wenden.
Im Haus St. Josef werde streng darauf geachtet, Normen und Werte einzuhalten, so Brecht weiter. Wais Rezai habe von Anfang an gezeigt, dass er sich dem füge. So sei er jetzt auch als Bufdi, als Bundes-Freiwilligen-Dienst leistender, im Haus aufgenommen worden. Möglich wurde das durch ein Sonderprogramm der Bundesregierung, durch das 10 000 Bufdi-Stellen geschaffen wurden. Seit 1. Oktober 2015 können so in Einrichtungen mit Flüchtlingsbezug auch Asylberechtigte oder Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive als Bufdis arbeiten.
„Der Afghane ist in der Gruppe „Antonius“ eingesetzt, in der auch immer wieder syrische oder afghanische Kinder aufgenommen sind“, erklärt Gruppenleiterin Rosmarie Gaisbauer. Auch sie ist mit Wais sehr zufrieden. Mit ihm könne man auch über den Islam interessante Gespräche führen. Er habe sich schnell eingelebt und sei auch recht positiv aufgenommen worden. Wais Rezai helfe auch, Konflikte unter den Kindern zu lösen, weil er akzeptiert werde. Er bringe sich sogar beim Kochen ein, natürlich vor allem bei heimatspezifischen Gerichten. Wie die anderen Moslems, meidet auch Rezai Schweinefleisch. Nicht so konsequent steht es nach eigenen Angaben mit dem Alkohol. Er habe auch schon gelegentlich Bier getrunken, beichtet er.
In Bayern dürfte das natürlich kein allzu großes Vergehen darstellen, ist doch Bier hier ein Nahrungsmittel. Der junge Mann spielt auch beim TSV Nottau Fußball, also ein weiterer Grund, in fröhlicher Runde einmal mit den Sportkameraden ein Bierchen zu genießen. Im Haus St. Josef möchte er noch die möglichen elf Monate bleiben, dann würde er gerne Erzieher studieren und in diesem Metier arbeiten. Von Thomas Brecht hat er schon mal die Zusage, dass man ihn bei der Berufswahl und dem Ausbildungsplatz unterstützen werde. Vorerst ist aber die heilpädagogische Einrichtung in Büchlberg sein Zuhause, wo er auch ein Zimmer hat. Es sei nicht so einfach, täglich nach Kellberg zu kommen, weil er noch keinen Führerschein und kein Fahrzeug besitze, meint der junge Asylbewerber.
Von „Glück gehabt“ spricht Wais Rezai, wenn er seine aktuelle Lage beschreibt. Er dankt vor allem Thomas Brecht für die Aufnahme. Mit den Jungs im Haus habe er viel Spaß. Sein großer Wunsch sei aber, dass seine Eltern endlich eine Wohnung bekämen, damit sie aus der Unterkunft für Asylbewerber in Kellberg ausziehen könnten. Er selbst wolle sein zweites Hobby, die Musik mit typischen Afghanischen Instrumenten weiter pflegen. Natürlich möchte er bald auch seine Großeltern in Kabul besuchen und er könne sich auch vorstellen, wieder einmal in die Heimat zurückzugehen, aber erst, wenn von den Taliban keine Gefahr mehr ausgehe. Das wird aber wohl ein frommer Wunsch bleiben.
Text/Bilder:Josef Heisl